Südtirol – ein Land mit vielen Facetten umgeben von schönen Landschaften, türkisblauen Seen und massiven Bergen. Alles Kriterien die mein Reiseherz höherschlagen lassen. Genau aus diesem Aspekt war ich umso erfreuter als mein Papa mir den Vorschlag einer geführten Wandertour durch das atemberaubende Drei-Zinnen-Gebiet unterbreitete. Noch bevor ich die Ausflugsdetails überflogen und das Kleingedruckte überprüft hatte, packte ich meinen Reiserucksack und schnürte die Wanderstiefel. Eine Entscheidung, die mich vor eine waghalsige Mutprobe stellen würde, wie sich später herausstellen sollte. Doch in diesem Augenblick hatte mich mein Wanderfieber bereits gepackt. Südtirol wir kommen!
First stopp – Kriegerfriedhof Nasswand
Wie jetzt du fährst zu einem Friedhof? Warum machst du denn sowas? Das ist doch makaber werdet ihr euch jetzt bestimmt denken. Ja, aber nur wenn man den geschichtsträchtigen Hintergrund dieser außergewöhnlichen Gedenkstätte nicht kennt. Denn dieser Friedhof ist mehr als „nur“ ein Soldatenfriedhof. Im ersten Weltkrieg mussten rund 10 MIO Soldaten ihr Leben beim Kampf um ihr geliebtes Land lassen. Damals wurden die Toten sofort an Ort und Stelle beerdigt. So kam es, dass 1259 Männer ihre letzte Ruhestätte in Nasswand fanden. Im Laufe der Jahre verwilderte der Friedhof immer mehr, bis er schlussendlich gänzlich verfiel. Frau Waltraud Fuchs entdeckte die alten Gräber durch Zufall und restaurierte sie aus eigener Tasche. Bis heute ist der Kriegerfriedhof Nasswand im privaten Besitz der Familie Fuchs die den Großteil der finanziellen Aufwendungen selbst trägt. Wer auf der Durchreise ist, sollte unbedingt einen kurzen Stopp dort einlegen, um zumindest ein paar Cent in die Friedhofskasse zu werfen.
Lago di Landro – der grüne Traum in Südtirol
Nur wenige Minuten Autofahrt vom Kriegerfriedhof entfernt wartet auf 1406m Höhe schon das nächste Ausflugshighlight auf uns – der Lago di Landro zu Deutsch Dürrensee. Der türkisgrüne Bergsee liegt inmitten der Dolomiten und bietet einen unvergesslichen Blick auf die Cristallogruppe. Wanderbegeisterte können direkt von hier auf der Route 6a ihre Tour starten, vorbei an den typischen Steinmännchen bis hin zum Klettergarten „Rienztal“. Wer es lieber gemütlich mag, darf am Kiesstrand des Nordufers die Zehen ins warme Wasser tauchen oder sich am Westufer in dem kleinen Restaurant kulinarisch verwöhnen lassen.
Der Kaffee dort ist ausgezeichnet und so stark, dass man sogar bis zum Monte Piana hinauffliegen könnte, wenn man wollte!
Winnies Tipp
Einmal hoch hinaus – aber bitte schnell!
Wollen wir aber nicht. Denn unser „Ausflugsguide“ hat eine Überraschung für uns parat bei der sich mir sprichwörtlich der Magen noch umdrehen wird. Also werden schnell noch ein paar Bilder geknipst und weiter geht’s zum Misurinasee in Südtirol. In exakt 1756 Höhe über den Meeresspiele ist vorerst Endstation für unser Auto. Wir steigen um – und zwar in einen uralten von Wind und Wetter – gezeichneten Jeep. Nicht gerade vertrauenserweckend, wenn man mich fragt. Aber mich fragt ja niemand. Auf der „Rückbank“ einer alten Holzpritsche werde ich zwischen 2 „betagte“ Herren gequetscht. „Alles festhalten – jetzt geht’s los!“ brüllt der ebenfalls in die Jahre gekommene Fahrer uns auf Italienisch zu. Mit einem lauten Rumps biegt der Jeep auf eine alte, für den normalen Verkehr gesperrte Militärstraße (ein Relikt aus dem 1. Weltkrieg) ab und beschleunigt ruckartig. Die beeindruckend steile (und nicht gesicherte Anm. der Redaktion :D) Trasse schlängelt sich kurvenreich auf den Monte Piana um uns auf 6 Kilometern einen Höhenunterschied von 565 Metern zu bieten. Mir wird übel. Egal wo ich hinsehe es geht steil nach unten. Da ich unter extremer Höhenangst leide ist diese Panaromafahrt für mich wohl eher mit einer Höllenfahrt zu vergleichen. Ein paar anderen im Wagen scheint es jedoch zu gefallen. Nach 12 langen Minuten und etlichen erleichterten Seufzern sind wir tatsächlich auf 2205m. Für schlappe € 11,00 hin- und retour könnt ihr euch selbst von dieser Misere überzeugen.
Monte Piana – es ist Liebe auf den ersten Blick
Dafür hatte dieser Südtirol Jeep-Höllenritt einen unschlagbaren Vorteil – wir waren quasi schon auf den Berg und in der Nähe des Gipfels. Ein wunderschöner Fußweg führt von dort zu den bekannten Schützengräben und zum Freilichtmuseum des ersten Weltkrieges.
Das Freilichtmuseum ist ein super Ausflugsziel für Familien mit Kinder oder Wanderanfänger. Der Weg dorthin beträgt nur in etwa 20min und ist flach. Die Distanz beläuft sich auf etwa 1km.
Winnies Tipp
Wer das gesamte Hochplateau erkunden möchte benötigt dafür zwischen 2 und 4 Stunden seiner Lebenszeit. Die Routen sind flach und einfach begehbar und somit für Wanderfreudige aller Altersklassen geeignet. Das Freilichtmuseum des 1. Weltkrieges bietet Geschichtsinteressierten viel Sehenswertes und der Ausblick auf die Dolomitenberge von Südtirol ist wirklich für jedermann unvergesslich.
Last but not least – der Misurinasee
Wer rauf muss der muss auch runter. Sehr zu meinem Leidwesen, denn der gefürchtete Jeep wartete bereits am Ausgangspunkt unserer Wanderung auf uns. Der einzige Vorteil dieser Misere, runter geht’s immer schneller. Und so konnte ich nach knapp 10 Minuten aus dem stickigen Innenraum des veralteten Mobiles aussteigen und befand mich direkt vor dem traumhaften Misurinasse. Einen der schönsten Seen von Südtirol. Aufgrund des klaren Wassers und der mächtigen Bergkulisse wird dieses Gewässer auch gerne als „Perle des Cadore“ bezeichnet. Von hier lassen sich unzählige Wandertouren starten. Nach einem durchwegs leckeren Abendessen im Restaurant Genzianella sind wir abschließend am Ufer des Misurinasees entlang spaziert und haben uns die letzten Sonnenstrahlen des Tages ins Gesicht scheinen lassen. Der perfekte Abschluss eines perfekten Ausflugs nach Südtirol.
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